Das Ergotherapeutische Sozialkompetenz-Training (EST) bietet ein Manual, das speziell auf die Gegebenheiten und Ressourcen der Ergotherapie zugeschnitten ist. Es ist für heterogene Gruppen von 6 Kindern im Alter von 7-12 Jahren ausgelegt und wird von zwei Therapeut:innen geleitet. Schüchterne, ängstliche Kinder profitieren vom EST ebenso, wie Kinder, die impulsive, oppositionelle oder auch aggressive Verhaltensmuster zeigen. Es beinhaltet 14 Einheiten in der Kindergruppe und drei Elternabende, sowie ein Vorbereitungs- und ein Abschlussgespräch mit der Familie.
Vorbereitende Einzeltherapie
Dem Training geht immer eine Einzeltherapie voraus, um das Kind und seine Familie kennen zu lernen und eine ergotherapeutische Befundung durchzuführen. Ziel ist es, herauszufinden, welche Faktoren das Sozialverhalten des Kindes beeinflussen. Eltern, Kind und eventuell auch Lehrkräfte werden unterstützt, erste Änderungen im Alltag anzubahnen. Die Dauer dieser vorbereitenden Einzeltherapie hängt von der Schwere und Komplexität der Problematik ab und davon, wie die Eltern die Therapie begleiten können.
Am Ende der Einzeltherapie steht das Vorbereitungsgespräch mit dem Kind und seinen Eltern, in dem sie die Ziele für die Gruppe aufstellen und die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen oder Sorgen zu äußern.
Die Gruppe
In der Gruppe erarbeiten die Kinder soziale Regeln und Handlungsmöglichkeiten. Diese werden durch sogenannte „Jokerkarten“ visualisiert. Sie erproben diese spielerisch und festigen sie durch Hausaufgaben in ihrem jeweiligen Umfeld (Familie, Schule, Freizeit). In den letzten 15 min berichtet eine:r der beiden Therapeut:innen den Eltern über den Verlauf der Einheit und erklärt, wie der Alltagstransfer seitens der Eltern unterstützt werden kann. Die Kinder und ihre Eltern bekommen im Training viele anschauliche, gut einsetzbare Materialien an die Hand, die sie während und auch nach Therapieende weiter nutzen können.
Das Workbook
Das Workbook begleitet die Eltern zusätzlich durch die Therapie. Es gibt den Eltern alle wichtigen Informationen zu den jeweiligen Einheiten der Kinder und eigene therapeutische „Trainingsaufgaben„. Außerdem bietet es ihnen die Möglichkeit, sich selbst zu reflektieren und Tagebuch zu führen, was sie im Verlauf des EST ausprobiert, an sich selbst beobachtet und mit ihrem Kind erlebt haben.
Wochenprotokoll und „Edelsteine“
Das Wochenprotokoll schreiben die Eltern ebenfalls im Workbook. Für das Kind ist es eine wichtige Rückmeldung, was es aus Sicht der Eltern gut gemacht hat, was weniger gut und auch, welche Wohlfühlmomente es gab. Den Eltern eröffnet es einen differenzierten, situationsorientierten Blick auf ihr Kind und wertschätzt seine Stärken und positiven Verhaltensweisen. Kleine „Edelsteinkärtchen“ auf die die Eltern das „Highlight der Woche“ schreiben, verstärken diesen Effekt zusätzlich.
Ziele des Trainings
- Ich höre gut zu und nehme Blickkontakt auf
- Ich teile mich anderen mit, so dass ich gehört und verstanden werde
- Ich weiß, was ich gut kann und gerne mag
- Ich kann Grenzen setzen und “Stopp!” sagen und achte auf das “Stopp!” anderer
- Ich wende Tricks an, die mich ruhiger machen
- Ich habe Notfallhelfer für Konfliktsituationen
- Ich mache mir selbst Mut, wenn es nötig ist.
- Ich hole mir Hilfe, wenn ich sie brauche und helfe auch anderen
- Ich weiß, was es bedeutet, sich vertrauen zu können und verhalte mich vertrauenswürdig
- Ich verabrede mich selbständig
- Ich bin freundlich
- Ich gebe gute Rückmeldungen
- Ich äußere Wünsche und Bedürfnisse angemessen
- Ich fühle, wie es mir geht und kann das auch sagen – auch bei anderen sehe ich, wie es ihnen geht und nehme darauf Rücksicht